SpieleSpiele

 

Das Spielen hat eine Geschichte, die so alt ist wie die menschliche Zivilisation selbst. Die ersten Spielzeuge wurden in Afrika gefunden und stammen aus der Steinzeit. Dabei handelt es sich um Puppen, die der Unterhaltung der Kleinen dienten, aber auch dazu, bestimmte Grundkenntnisse der Medizin an zukünftige Generationen weiterzugeben.

Es ist auch bekannt, dass sich Kinder im Römischen Reich mit Elfenbeinpuppen, Rasseln und Pferdekarren mit Rädern unterhielten. Auch im Ägypten der Pharaonen gab es kleine Statuetten und Tiere, und in der Zeit vor den Inka gab es bereits Stoffpuppen.

Als Zeitvertreib des Königshauses und der Elite wurden einige Spiele zu einem festen Bestandteil der Hofkultur und wurden auch als Geschenke verschenkt. Spiele wie Senet und das mesoamerikanische Ballspiel waren oft mit mythischer und ritueller religiöser Bedeutung behaftet. Spiele wie Gyan chauper und The Mansion of Happiness dienten dazu, spirituelle und ethische Lektionen zu vermitteln, während Shatranj und Wéiqí (Go) von der politischen und militärischen Elite als Mittel zur Entwicklung des strategischen Denkens und der geistigen Fähigkeiten angesehen wurden.

Das sogenannte Altertum umfasst die klassische Antike sowohl zeitlich (je nach Abgrenzung ab dem 17./16., 11. oder 8. Jahrhundert v. Chr. bis ca. 500 n. Chr.) als auch räumlich (Antikes Griechenland und Römisches Reich).
Die Eisenzeit beginnt im Nahen Osten um 1200 v. Chr., in Nordeuropa reicht sie von etwa 750 v. Chr. bis 1025 n. Chr.

Spiele halten die Ideen und Weltanschauungen ihrer Kulturen fest und geben sie an die nächste Generation weiter. Spiele waren wichtig als kulturelle und soziale Bindungen, als Lehrmittel und als Zeichen des sozialen Status.

Das Spiel der Kinder mit Spielzeug verkörpert die Werte, die von den Erwachsenen ihrer jeweiligen Gemeinschaft vorgegeben werden, jedoch durch die Brille der Perspektive des Kindes. Innerhalb kultureller Gesellschaften ist Spielzeug ein Medium zur Förderung des kognitiven, sozialen und sprachlichen Lernens eines Kindes.

Darüber hinaus können Kinder aus verschiedenen Gemeinschaften ihr Spielzeug je nach ihren kulturellen Gepflogenheiten auf unterschiedliche Weise behandeln. Kinder in wohlhabenderen Gemeinschaften neigen dazu, ihr Spielzeug zu besitzen, während Kinder aus ärmeren Gemeinschaften eher bereit sind, es zu teilen und mehr mit anderen Kindern zu interagieren. Die Bedeutung, die das Kind dem Besitz beimisst, hängt von den Werten ab, die in der Gemeinschaft gelten und die die Kinder täglich beobachten.

Spiele in der Antike

Wer sich mit der Geschichte, der Sozial- und Kulturgeschichte des Spiels und des Spielens beschäftigt, betritt noch heute weitgehend unerforschte Gefilde und kann Erstaunliches zutage fördern. Dazu gehört zum Beispiel auch die Erkenntnis, dass das Spiel zu den ältesten kulturellen Äußerungen des Menschen gehört, älter ist als alle in schriftlicher Form niedergelegten Ideen und Gesetze und beinahe ebenso alt wie die frühesten bildlichen Darstellungen. Schon in dieser Zeit empfanden die Menschen Freude an der spielerischen Auseinandersetzung mit dem Gesetzen des Zufalls, mit geometrisch-mathematischen Konstellationen.

Um eine ungefähre Vorstellung zu vermitteln: die Brettspiele, die Sir Leonard Wooley in den Königsgräbern von Ur in Chaldäa fand, werden heute auf die Zeit um ungefähr 2.800 vor Christus (!) datiert. Ihre prächtige künstlerische Verarbeitung mit Muscheln, Perlen und Lapislazuli deutet eher auf den Höhepunkt einer alten Spielkultur hin denn auf Archetypen einer neuen Erfindung.

Diese Spiele von Ur lagen bemerkenswerter Weise nicht bei den eigentlichen Grabbeigaben in der Kammer des Priester-Königs, sondern unter dem Handwerkszeug und den Musikinstrumenten des Gefolges, unter den Gebrauchsdingen des Alltags vor der Grabkammer. Und nicht etwa bei Kindern, sondern bei den erwachsenen Gefolgsleuten des Priesterkönigs.

Ein anderes, eher kurioses Zeugnis früher Spiele-Leidenschaft: um 1.400 vor Christus schlugen die Tempelsteinmetzen von Kurna in Ägypten einen Mühle-Spielplan in den Stein des Jiebels und vergnügten sich während Arbeitspausen in luftiger Höhe bei einem munteren Spielchen. Schon diese frühen Beispiele zeigen, dass Spielen als kulturelle Form der Freizeitbeschäftigung weder an bestimmte Stände noch an bestimmte Lebensalter gebunden war und ist.

Jede Zeit, jeder Stand und jedes Alter entwickelte da im Verlauf der Jahrhunderte seine spezifischen und stets modegebundenen Formen und Spielarten. Sie alle zu erfassen und mit Spielplänen und Spielregeln zu dokumentieren, würde sicherlich mehrere Buchregale füllen. Die Dokumentation der Regeln würde dabei mit Sicherheit die größten Schwierigkeiten bereiten. Denn Regeln in schriftlicher Form, die sich einigermaßen nachvollziehen lassen, finden sich erst im Mittelalter. Davor wurden sie halt stets und nahezu ausschließlich mündlich vermittelt und sind nur in Zitaten überliefert.

Doch bleiben wir auf unserer Spiele-Reise durch die Zeiten und Kulturen noch ein wenig in Ägypten. Hier entwickelte sich aus dem Ur-Spiel das berühmte Senetspiel, das in letzter Zeit immer wieder in Nachbildungen mit rekonstruierten oder neuerfundenen Spielregeln angeboten wird. Es wurde seinerseits wieder Grundlage eines anderen Klassikers, der einmal ganz und gar vergessen war und heute wieder viel gespielt wird: des guten alten Backgammons.

Und noch ein anderes klassisches Spielprinzip geht auf dieses alte Kulturland zurück, das viele für die eigentliche Wiege der europäischen Kultur halten. Im altägyptischen Schlangenspiel finden wir genau den Spielplan in Gestalt einer eingerollten Schlange wieder, den wir ihn aus vielen Gänsespielen und einfachen Würfelspielen kennen. Hier allerdings handelte es sich nicht um ein Gesellschafts- und Unterhaltungsspiel, sondern es ging, wie aus einem Papyrus der 20.Dynastie deutlich wird, um die Glückseligkeit im Jenseits!

Die enge Verknüpfung von Spiel und Mythos tritt in dieser Frühgeschichte des Spiels deutlich zutage und weist auf gemeinsame Wurzeln hin. Noch bis ins Mittelalter bestehen solche Bezüge, ja teilweise noch bis in die heutige Zeit, hier allerdings nur noch rudimentär und insbesondere auf der Ebene abergläubischer Verhaltensmuster bei Glückspielen.

 

Spiele bei den antiken Griechen

So interessant und ergiebig das alte Ägypten in Hinblick auf die Geschichte des Spiels auch ist, wir machen einen Sprung über das Mittelmeer nach Griechenland. Wer die heutigen Griechen kennt und sie einmal beim Spiel im Kaphenion beobachtet hat, ahnt bereits, dass hier eine uralte Spielkultur besteht, die eigentlich nie unterbrochen war. Jahrhunderte lang traute man ihnen durchaus zu, auch das Schachspiel erfunden zu haben. Entstanden sei es, so besagt die Legende, aus purer Langeweile. Während der langwierigen Belagerung Trojas wurde das Kriegsvolk ungeduldig, Aufruhr und Empörung griffen um sich. Da habe Palamedes sie mit diesem Spiel beschäftigt, das so spannend war, dass sie über ihre Spielleidenschaft ganz und gar ihren Zorn vergaßen. Gestützt wird diese Geschichte durch eine Amphora des Exekias aus der Zeit um 530 v.Chr., auf der Achill und Ajax beim Spiel dargestellt werden. Sie sollen ja nach Homer an der Belagerung Trojas teilgenommen haben. Die Legende ist so hübsch, dass man sie lange Zeit für bare Münze nahm. Wer genauer hinschaut, findet allerdings nur den Beweis, dass die Griechen, wie eben auch die Ägypter, bereits Brettspiele kannten und turmartige Spielsteine benutzten. Von Schachfiguren ist auch auf der genannten Vase nichts zu sehen.

 

Spiele bei den alten Römern

Nach Homer haben sich auch die Freier der Penelope, der Gattin des Odysseus, die Zeit mit Spielen vertrieben. Sie spielten ein Spiel, das ebenfalls Palamedes erfunden haben soll. Als Latrunculorum Ludus haben es auch die Römern noch leidenschaftlich gespielt. Die Römer übernahmen übrigens -neben manchem anderen Spielgerät - auch die sogenannten Astragale von den Griechen, Würfel aus den Füßknöcheln der Tiere, die von Männern und Frauen gleichermaßen zu den verschiedensten Spielen benutzt wurden. Diese Astragale haben sich allem Anschein nach gerade bei den römischen Legionären größter Beliebtheit erfreut. Die Zahl entsprechender Ausgrabungsfunde rund um die Kastelle spricht für sich. Man spielte zunächst in erster Linie ein Geschicklichkeitsspiel damit, das heute noch in vielen afrikanischen Ländern gespielt wird: die Knöchelchen wurden hochgeworfen und mussten mit dem Handrücken wieder aufgefangen werden, zumindest möglichst viele von ihnen. Später wurden die Knochen mit Ziffern bezeichnet und man benutzte sie als Würfel zum Glücksspiel. Hier ging es zuweilen um durchaus hohe Summen. Damit treten aber auch schon unsere Vorfahren, die alten Germanen in die Spielgeschichte ein.

 

Spiele bei den Germanen

Sie übernahmen gerade diese Glücksspielvariante von den Römern und zwar mit einer Leidenschaft, die selbst die Römer einigermaßen irritierte. Tacitus berichtet in seiner Beschreibung unserer Gegend, dass die Germanen in ihren Spielen ohne Bedenken Haus und Weib und Kinder zum Pfand einsetzten. Ja, sie waren sogar bereit, ihre eigene Freiheit "auf's Spiel zu setzten" und folgten dann auch bei Verlust eben derselben willig dem Gewinner in die Sklaverei. Das Leben war eben einfach verspielt und nichts mehr wert, wenn die Götter einen nicht mehr liebten und dies dadurch zeigten, dass sie das Glück entzogen. Auch hier tritt wieder der religiös-mythologische Urgrund (siehe auch diese Liste der Germanischen Götter) des Spiels und allen Spielens wieder deutlich in Erscheinung.


Wo wir nun schon einmal in Germanien angelangt sind, bleiben wir dort, machen aber einen großen zeitlichen Sprung ins Mittelalter. Die Christianisierung hatte unsere Vorfahren und insbesondere auch ihre Spielleidenschaft domestiziert. Man liebte es, tiefsinnig über die Magie der Zahlen zu philosophieren und geriet über ihre innere Mathematik ins Schwärmen. Aber das war nur die intellektuelle Oberfläche. Darunter schwelte doch die alte Spielleidenschaft weiter. Das beweist deutlich der Einbruch der Spielkarte in diese Idylle.

Ungefähr 1376 muss sie in einem italienischen Hafen (vielleicht in Neapel?) an Land gegangen sein und löste unmittelbar darauf in ganz Europa ein Spielfieber ohnegleichen aus. Ihr Weg über Italien in die europäischen Staaten ist mit obrigkeitlichen Verboten geradezu gepflastert: 1376 in Florenz, 1377 in Basel, 1380 in Nürnberg usw.

Kartenspielen lenkt ab vom Pfad der Tugend, so lautet der durchgängige Tenor, und vor allem von der Arbeit zum Nutzen der Herrschenden. Gemeint und angesprochen war damit in erster Linie das einfache Volk, nicht so sehr die Oberen. Wie dem auch sei, gespielt wurde auf allen Plätzen des öffentlichen Lebens, bis hinein in die Kirchen. Da musste eben mal ein Machtwort gesprochen werden.

Bußprediger zogen umher und wetterten wider die Spielleidenschaft. Einer der rührigsten war der Mönch Capistrano. In Erfurt, in Frankfurt, in Nürnberg, überall errichtete er aus dem eingesammelten Spielgerät große Scheiterhaufen und zündete sie an. Spiele-Verbrennungen - auf großen Gemälden sind sie festgehalten. Dem Sammler, der sie betrachtet, blutet das Herz ob der brennenden kostbaren Spielbretter und Spielkarten.

Des einen Freud, des anderen Leid: dem Spielhistoriker erleichterten diese Spielverbote und diese Bußexpeditionen enorm die Arbeit. Deshalb bewegen wir uns gerade im Bereich der Spielkarte und seiner Geschichte auf bereits einigermaßen erforschtem Gebiet.

 

Hinweis: Zum klassischen Schema der Periodisierung der Geschichte zählen die Großepochen Altertum (Antike), Mittelalter und Neuzeit.

  1. Frühgeschichte (ca. 2,5 Mio. — 500 v. Chr.)
  2. Antike (ca. 500 v. Chr. — 500 n. Chr.)
  3. Mittelalter (ca. 500 — 1500 n. Chr.)
  4. Neuzeit (ca. 1500 — 1900 n. Chr.)
  5. Neueste Geschichte (1900 n. Chr. — heute)